Die Evolution Eurer Wingfoil-Praxis
Erfahrene Kitesurfer und vor allem Windsurfer lernen die Grundlagen des Wingfoilens ziemlich schnell. Neulinge in der Welt des Wassersports brauchen unter Umständen etwas länger, um zuerst ein Gefühl für den Wind, ein sicheres Boardgefühl und Gleichgewicht zu bekommen. Sobald man jedoch die ersten “Schritte” gemacht hat, geht es mit dem Wingfoilen viel schneller als mit dem Windsurfen, allerdings für viele nicht ganz so schnell wie beim Kitesurfen.
Der Lernprozess des Wingfoilens beinhaltet in den Grundlagen zunächst, die Kontrolle des Flügels (Wings), auf dem Board zu stehen und im Anschluss das Steuern mit dem ganzen Material auf dem Wasser. Aufsteiger lernen im Anschluss an die Grundlagen, den Lift aus dem Wasser und für eine gewisse Distanz über das Wasser zu fliegen, ohne dabei abzustürzen. Fortgeschrittene kontrollieren eine stabile Flugphase, sobald die Fuss- und Wingposition sicher erlernt wurde. Der nächste Schritt ist das Pumpen, Carven und der Free-Fly, wenn man in der Brandung surft, ohne den Wing zu benötigen, sowie das Halsen und schnelle Wenden in voller Flugphase.
Die Halse im Wingfoilen meistern : Ablauf und Tipps
Die wichtigste Wingfoil-Technik für Fortgeschrittene ist zunächst, dass man umdrehen kann. Das Beherrschen der Halse ist ein essentieller Schritt, da es der am meisten gebrauchte und einfachste Richtungswechsel ist. Man hat dabei den Wind im Rücken und dreht die Boardnase um 180 Grad. Entscheidend ist es, dabei so wenig Geschwindigkeit wie möglich zu verlieren und zu verhindern, dass das Board die Wasseroberfläche berührt.
Sobald Ihr gut gleiten und gleichmäßig fliegen könnt, übt am besten zunächst S- oder Zickzack-Kurse auf dem Wasser. Das gibt Euch einen ersten Eindruck, ohne das Manöver komplett durchzuziehen. Diese Übung lässt Euch ein Gefühl dafür bekommen, wie Euer Material auf Richtungswechsel, Geschwindigkeit und Stabilität reagiert.
Vor der Einleitung der Halse ist es essentiell, genug Geschwindigkeit zu haben. Habt keine Angst vor der Beschleunigung, denn je langsamer desto grösser die Absturzgefahr. Euer Oberkörper folgt der Bewegung des Wings, der sich nach der Hälfte der Halse über Eurem Kopf auf 12 Uhr befindet. Das Umgreifen erfolgt erst, wenn der Wing keinen Druck hat, also neutral ist. Danach könnt Ihr den Wing wieder anziehen und Eure Beine folgen der Bewegung mit einem Fusswechsel. Auch im Wingfoilen gilt bei der Halse: die Augen schauen in die Fahrtrichtung nach vorne und auf den Wing, nicht nach unten auf die Füsse.
Erfolg bei den ersten Sprüngen
Tipp # 1 : Es ist ratsam, zum erfolgreichen Springen beim Wingfoilen zunächst einmal drei Fussschlaufen auf das Board zu montieren.
Tipp # 2: Geschwindigkeit ist auch hier der Schlüssel zum Erfolg ! Der Abdruck ist von einer kleinen Kabbelwelle als Absprungrampe leichter.
Tipp # 3: Vor der Einleitung auf jeden Fall sichergehen, dass Ihr genug Platz habt und kein anderer Surfer, Kiter, Foiler oder ein Hindernis im Weg ist.
Tipp # 4: Mit dem Wing pumpen, falls Ihr nicht genug Geschwindigkeit habt, die Füsse fest in den Fussschlaufen (nicht zu weit, nicht zu eng).
Tipp # 5: Beine gebeugt halten und hart am Wind fahren … und los geht’s: Absprungkurs ist Halbwindkurs, nutzt den Wing als Lift.
Tipp # 6: Beim Absprung auf das hintere Bein Druck geben, damit das Foil vollständig aus dem Wasser kommt.
Tipp # 7: Sobald Ihr in der Luft seid, nutzt den Wing wie einen Fallschirm, um die Flugphase über die Wasseroberfläche zu steuern. Körperspannung aufbauen für eine bessere Kontrolle der Flugphase.
Tipp # 8 : Visiert in der Luft die Landung auf leichten Raumschotkurs an, um nach dem Eintauchen des Foils schnell wieder Fahrt aufnehmen zu können.
Tipp # 9 : Wenn Ihr in der Luft merkt, dass der Sprung nichts wird, zieht die Füsse aus den Schlaufen und haltet den Wing weiter fest in den Händen.
Tipp #10 : Haltet den Wing, bevor das Foil die Wasseroberfläche berührt, über Euren Kopf, für die Landung die Beine entspannen und durch das Beugen der Beine die Landung abfedern, um nicht plan aufzukommen.
Nachdem Ihr einen einfachen Sprung mit dem Wingfoil gemeistert habt, warten noch viele weitere Moves auf Euch, wie z.B. die Air Jibe (180°-Drehung beim Absprung), der Railey (oder Skorpion: Sprung, bei dem das Board auf den Rücken gezogen wird), ein Donkey Kick (getwisteter Sprung), ein Frontside 360 (Sprung mit kompletter Drehung um die eigene Achse gegen den Wind), ein Backside 360 (wie der Frontside, aber mit Rückenwind) oder auch der klassische Front Loop (ein Sprung mit 360-Grad-Drehung nach vorne)…
Techniken zum Pumpen und Carven für mehr Effizienz
Das Pumpen kann Euch beim Wingfoilen einerseits den Absprung erleichtern, um das Foil vollständig aus dem Wasser zu bekommen und andererseits Geschwindigkeit aufbauen und in der Flugphase Stabilität beibehalten lassen, wenn der Wind droppt. Und dafür braucht Ihr Eure Arme für den Wing und Eure Beine für das Board und das Foil.
Vor Beginn des Pumpens fallt ersteinmal ab auf einen Raumschotkurs oder tieferen Raumschotkurs. Dann zieht Ihr den Wing rhythmisch und kreisförmig zu Euch heran wie an einer grossen Kurbel. Die Beine beugt und streckt Ihr synchron zu den Armbewegungen. Dabei gebt Ihr Druck auf die Ferse des hinteren Beines. Die gesamte Bewegung ist fliessend.
Zum Carven ist die Flexibilität Eures Körpers sehr wichtig. Euer ganzer Körper muss mit dem Wing, Board und dem Foil harmonieren. Beim Carven mit dem Wingfoil geht es um die fliessende Fortbewegung und Richtungsänderung in voller Flugphase. Grundprinzipien dafür sind, den Körperschwerpunkt leicht abzusenken, die Beine gebeugt zu halten, ein Ziel anzuvisieren (sprich in die gewünschte Fahrtrichtung zu schauen) und die Bewegung Eures Beckens. Der Körper folgt dem Kopf und es entsteht eine fliessende Einheit zwischen Körperbewegung und Steuerung des Foilboards, die einem Tanz auf dem Wasser gleichen…
Wind und Wellen nutzen : Tricks für Fortgeschrittene
Der Wind ist für jeden Wingfoiler der beste Verbündete ! Er ist Euer Motor, der Euch abheben und über das Wasser fliegen lässt. Sobald man verstanden hat, wie er funktioniert, kann man auf dem Wasser alles machen, was man will. Der Trick ist, ein absolutes Gefühl für den Wind, insbesondere seine Richtung und Stärke, zu entwickeln, um ihn für sich zu nutzen, kraftsparend einzusetzen und damit zu spielen.
Man kann seinen Wing je nach Windstärke und -richtung anpowern oder depowern, was Euch in den Wellen beim Durchgleiten unterstützen kann. Beim Free-Fly haltet Ihr den Wing in einer Hand und er hat keine Power mehr. Dies ist beim Abreiten von Wellen, wenn Ihr die Power der Welle nutzt und keinen Vortrieb durch den Wing mehr braucht, genial. Es gibt kaum ein freieres Gefühl als das!
Technik : Position und Gleichgewicht auf dem Board
Der Trim Eures Boards ist für die Stabilität und die konstante Geschwindigkeit in der Flugphase essentiell. Beachtet hierfür folgendes: steht nie zu weit hinten (insbesondere beim Start) oder zu weit vorne auf dem Board. Idealerweise platziert Ihr Eure Füsse direkt vor jedem Fussschlaufen-Insert (oder bei montierten Fussschlaufen vor der Fussschlaufe), um das Gleichgewicht auf dem Board am besten zu halten. Baut etwas Druck auf Eure Fersen auf und senkt Euer Körpergewicht ab. Steht nicht aufrecht, sondern mit leicht gebeugten Beinen. Bedenkt, dass der Körper immer dem Kopf folgt. Die Haltung Eures Kopfes und Eurer Schultern sind somit essentiell.
Herausforderungen und häufige Fehler beim Wingfoilen für Fortgeschrittene
Es kann länger dauern als man denkt, seine Wingfoil-Techniken zu perfektionieren. Sobald man abheben und fliegen kann, warten bereits viele weitere, coole Manöver darauf, von Euch gelernt zu werden, wie z.B. die Halse oder der Free-Fly…das Allerwichtigste ist dabei jedoch wie immer der Spass an der Sache und seiner persönlichen Entwicklung im Wassersport.
Grundsätzlich solltet Ihr Euch und Eure Fähigkeiten möglichst niemals überschätzen oder die naturgegebenen Bedingungen unterschätzen. Seid Euch immer bewusst, dass Ihr immer aus eigener Kraft zum Ausgangspunkt zurückkommen können müsst, sobald Ihr einmal abgehoben und auf das offene Meer hinausgeflogen seid. Dafür müsst Ihr sicher Höhelaufen und Abfallen können. Wählt immer sorgfältig die Wing-, Board- sowie Foilgrösse aus, die Eurem Fahrlevel und der Tatsache, dass der Wind immer plötzlich abflauen kann, angepasst sein sollte. Geht kein Risiko ein und setzt die richtigen Prioritäten. Bleibt an Land, wenn der Wind ablandig, stürmisch oder für Euch zu stark ist!
Integration einer Trainingsroutine für Euren Fortschritt
Regelmässiges Üben und eine Trainingsroutine sind unentbehrlich, um ein “Pro” im Wingfoilen zu werden! Je mehr Zeit Ihr beim Wingfoilen auf dem Wasser verbringt, um so schneller entwickelt Ihr Euch weiter. Euer Können wächst proportional mit Euren Erfahrungen, die Ihr bei den unterschiedlichsten Bedingungen im Wingfoilen sammelt. Geht also bei unterschiedlichen Windstärken (in 15, 25 oder 35 Knoten Wind) und Wasserbedingungen (mit Kabbelwasser, bei Flachwasser, in der brechenden Welle …) auf’s Wasser zum Üben.
Was die Transitions und Manöver betrifft, müsst Ihr sie immer und immer wieder üben, solange bis Ihr sie sicher beherrscht…und zwar auf beiden Seiten. Wollt Ihr die Halse lernen, macht auf dem Wasser nicht nur 3-4 Versuche, sondern versucht sie jedes Mal, wenn Ihr die Richtung ändern wollt, bleibt konsequent … Engagement und Hingabe macht hier den Unterschied !
Was das Material für fortgeschrittene Wingfoiler betrifft, verringert sich generell das Boardvolumen und die Fläche des Foils proportional zu Eurem steigenden Fahrlevel, was bedeutet, dass sich das anfängliche Bedürfnis nach Sicherheit, Gleichgewicht und Komfort zu dem nach höherer Geschwindigkeit, Beweglichkeit und Radikalität Eurer Moves entwickelt.
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